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Über das Musikforum
GESCHICHTE

Das MUSIKFORUM Viktring-Klagenfurt ist ein Musikfestival im Süden Österreichs, untergebracht in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Zisterzienserstiftes und veranstaltet seit 1987 internationale Sommerkurse und Stiftskonzerte.

I. Geschichte des Stifts

Die Gründung der Zisterzienserabtei Viktring erfolgte im Jahre 1142 durch Graf Bernhard von Spanheim. Die ersten Mönche kamen aus Weiler-Bettnach in Lothringen und galten als große Landwirtschaftslehrer, die weite Gebiete rodeten und für den Verkehr erschlossen. Mit ihnen kam auch die damals in Europa führende französische Theologie nach Kärnten.

1150 begann man mit dem Bau der Klosterkirche – einer für Österreich einzigartigen burgundisch-zisterziensischen Pfeilerbasilika.

Durch Kauf, Tausch und Schenkungen erstreckten sich die klösterlichen Besitzungen bald über weite Gebiete Unterkärntens, der Südsteiermark und Krains. Der wirtschaftlichen Blütezeit folgte unter der Amtszeit von Abt Johann II (1312-1345), einem der bedeutendsten Geschichtsschreiber des Spätmittelalters, auch eine kulturelle. Im 14. Jahrhundert erfolgten gotische Zubauten an der Kirche, und um 1400 kam es zum Einbau der bedeutenden Glasgemälde in den Chorschlussfenstern. Kaiser Friedrich III stiftete dem Kloster einen Marienaltar, der sich heute als „Wiener Neustädter Altar“ im Stephansdom befindet. In der Zeit der Reformation erfolgte ein Niedergang der Abtei in wirtschaftlicher und religiöser Hinsicht, doch schon in der Gegenreformation zeichnete sich ein neuerlicher Aufschwung ab, welcher schließlich im 18. Jahrhundert zu einem großzügigen Umbau der Klostergebäude führte.

Das heutige Antlitz – die wohl großartigste barocke Stiftsanlage Kärntens – geht im wesentlichen auf jene Zeit zurück. 1786 fiel auch Viktring der Klosteraufhebung Kaiser Josephs II zum Opfer. Die Kirche wurde Pfarrkirche, das Kloster mit den dazugehörigen Grundstücken ersteigerten 1789 die Brüder Moro, die hier eine Tuchfabrik einrichteten, welche um 1800 bereits 800 Arbeiter beschäftigte. 1843 wurde die Stiftskirche teilweise abgetragen, wobei weniger als die Hälfte des romanischen Bestandes übrigblieb. Die reizvolle Umgebung und das großzügige Mäzenatentum der Familie Moro ließen Viktring zu einem Ausgangs- und Anziehungspunkt vieler bedeutender Künstler werden. Der „Viktringer Künstlerkreis“ vereint Namen wie Markus Pernhart, Hans Gasser, Ludwig und Josef Willroider, Thomas Koschat, Josef F. Perkonig, Karl Truppe und Theodor von Botka.

Nach der Insolvenz der Tuchfabrik übernahm 1970 die Republik Österreich das gesamte Areal und die von einem offenen Kunstsinn so erfüllten, altehrwürdigen Mauern kamen 1972 und 1973 in ein beträchtliches Schwingen, als das „Internationale Musikforum“ unter der Leitung von Friedrich Gulda über die Bühne ging.

Seine bislang letzte Bestimmung als Heimstätte der Kunst und Bildung fand das Stift in der Unterbringung eines Bundesrealgymnasiums mit besonderer Berücksichtigung der musischen Ausbildung. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich die Schule zu einem wichtigen Kulturträger Kärntens. Die bedeutendste, weit über die schulischen Möglichkeiten hinausgehende künstlerische Ausstrahlung erzielt aber das Neue Musikforum Klagenfurt-Viktring. Für drei Wochen im Juli bevölkern mehr als zweihundert Musikstudenten aus fast allen Ländern Europas Haus und Park, um zu musizieren und von international renommierten Künstlern neue Anregungen zu erhalten. In jedem Raum wird geübt, das ganze Haus wird Musik. Man muss einen Sommerabend bei Jazz oder Kammermusik im prachtvollen Arkadenhof erlebt haben, um zu verspüren, wie sehr diese ehrwürdigen Mauern wieder zu einem Hort der Künste geworden sind, viel mehr noch als je zuvor, weil es die Jugend ist, die davon Besitz ergriffen hat.
(Scherzer, Rudolf: Die Bedeutung des Stiftes Viktring als Kulturstätte der Gegenwart – 15 Jahre
Bundesrealgymnasium Klagenfurt-Viktring. in Stift Viktring 1142 – 1992, Ktn. Universitätsdruckerei Klagenfurt 1992, S. 138)

II. Die Stiftskirche

Nach 60jähriger Bauzeit wurde die Klosteranlage mit der Kirche fertiggestellt und 1202 eingeweiht. Der harten Askese des Reformordens entsprach auch die architektonische Gestaltung, das Streben nach Vereinfachung und Nüchternheit. Dies als ein Protest gegen die Prachtentfaltung der Kluniazenser, einem Luxus, der bereits Verfallserscheinungen zeigte. Der neue Kirchentypus entwickelte sich aus der burgundischen, romanischen Bautradition, wobei die Abteikirche Fontenay in Burgund einen Prototypus für viele neue Klostergründungen, wie auch für Viktring, vorgab. Die fast asketisch anmutende Ablehnung von schmückendem Beiwerk wurde noch im 12. Jh. eingehalten, im 13. Jh. erfolgte eine Lockerung und die Orden begannen, ihre Kirchen den Bischofskirchen in der Ausgestaltung anzugleichen. Ohne diese Entwicklung hätte Viktrings Stiftkirche ihr kunsthistorisches Juwel, die gotischen Glasfenster, nicht erhalten können.
Das geometrische Prinzip ist sowohl im Grundriß wie im Aufriß der Kirche Viktring klar ablesbar. Neben dem Gleichheitsverhältnis von 1:1 im Chorquadrat, dem Mittel- und Querschiff, steht das Verhältnis von 1:2:4:8 beim Langhaus und den Seitenschiffen. Wir beklagen heute den Abbruch des Kirchenschiffes im Jahr 1843 um mehr als die Hälfte der ursprünglichen Länge. Dieser Eingriff veränderte nachteilig die angegebenen Maßverhältnisse.
Das Besondere der Viktringer Stiftskirche ist jedoch die erhaltene, bzw. die der ursprünglichen nachgebildete Spitzbogentonne. Sie ist damit das einzige in Österreich vorhandene Beispiel des „bernhardinischen Bauplans“ der burgundischen Zisterzienserbaukunst. Dazu gehörte auch der schlichte, ziegelrot gefärbte Estrichfußboden, der im Zuge der Restaurierung 1991 unter den Marmorplatten des derzeitgen Bodenbelages aufgefunden werden konnte.

Im 15. Jh. entstanden die gotischen Deckenfresken, auch die paarigen nordseitigen Kapellen der Querhausarme (die südseitigen wurden nicht ausgebaut), das Rautensternrippengewölbe. Auch der romanische Kreuzgang erhielt in dieser Zeit den Einbau der spätgotischen Sakristei, wie dies die gotischen Fensterwände sichtlich machen. Nur von hier aus ist das ehemalige romanische Südportal, die Mönchspforte, zu besichtigen. Das zweistufige Säulenportal ist durch sparsame Schlichtheit gekennzeichnet.
Der vierstöckige Hochalter von 1622 zählt zu den größten und frühesten Barockaltären Kärntens. Seine Konzeption nahm auffallend Bedacht auf eine diaphane Wirkung im Hinblick zum gotischen Chor mit seinem kostbaren Glasgemäldeschmuck.
Wie viele Altäre dem Laufe der Zeit zum Opfer fielen ist nicht bekannt, aus der Barockzeit sind noch drei Altäre und die Orgel von 1719 erhalten.
Der Künstler der großen Pietà-Gruppe in neugotischer Fassung im nördlichen Seitenschiff auf dem barocken Kenotaph ist unbekannt. Neben dem großen Kruzifix ist diese Gruppe das jüngste Kunstwerk der Stiftskirche im historischen Stil der zweiten Hälfte des 19. Jh.
Der älteste Grabstein, aus der Zeit der Klosterbesiedlung, und zwei weitere romanische Grabsteine dokumentieren romanische Grabplastik.
(Reichmann-Endres, Elisabeth: Zur kunsthistorischen Bedeutung von Kirche und Stift Viktring. in Stift Viktring 1142 – 1992, Ktn. Universitätsdruckerei Klagenfurt 1992, S. 51f.)

III. Musikforum Viktring

Die geradezu idealen räumlichen Voraussetzungen des revitalisierten ehemaligen Zisterzienserstiftes veranlaßten den vor 1987 gegründeten Verein NEUES MUSIKFORUM VIKTRING die künstlerischen Traditionen des Stiftes – man denke dabei an den Viktringer Malerkreis und an das erste internationale Improvisationsfestival unter der Leitung von Friedrich Gulda in den Jahren 1972 und 1973 – fortzusetzen und in den Sommerferien die kunst- und musikbegeisterte Jugend Europas zu hochklassigen Kursen, Workshops und Seminaren einzuladen.

Das MUSIKFORUM Viktring-Klagenfurt ist ein Musikfestival im Süden Österreichs, untergebracht in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Zisterzienserstiftes und veranstaltet seit 1987 internationale Sommerkurse und Stiftskonzerte.

Bei unserer Gründung wurde die ursprüngliche Idee von Friedrich Gulda, künstlerischer Leiter des „alten Musikforums“, wieder aufgenommen und das MUSIKFORUM ist bestrebt, klassische Musik und Jazz durch die Herausstreichung und Betonung der improvisierten Musik und zeitgenössische Komposition zu verbinden.

Das Spezifikum des NEUEN MUSIKFORUM ist dabei das Bestreben, klassische Musik, Jazz und neuere musikalische Ausdrucksformen – zusammengefaßt etwa unter dem Begriff der Weltmusik – in ein gemeinsames Erleben von Musik zu integrieren und sowohl die künstlerische als auch menschliche Begegnung dabei in den Mittelpunkt zu stellen.

Das MUSIKFORUM ist sich seiner Internationalität und seiner langjährigen europäischen Integrationsbestrebungen wohl bewußt. Erklärtes Ziel der ersten Jahre war es immer, Viktring zu einer Stätte der Begegnung von jungen Musiktalenten aus ganz Europa werden zu lassen. Jugendliche aus ganz Europa begegnen sich unter dem Schutzmantel der Kunst in Viktring. Durch eine besondere Unterstützung des Bundesministerium für Unterricht und Kunst konnten wir in den Jahren der Öffnung eine spezielle Förderung der Studenten aus den ehemaligen sozialistischen Staaten aufbauen.

Schon 1988 durfte es auf Vermittlung des Klagenfurter Bürgermeisters Leopold Guggenberger durch ein Dekret des damaligen Präsidenten der Europäischen Versammlung, Senator Louis Jung, das MUSIKFORUM unter den Auspizien des Europarates ablaufen lassen und sich „EUROPÄISCHES JUGENDMUSIKFORUM“ nennen.
Der eingeschlagene Weg erwies sich als sehr erfolgreich, das MUSIKFORUM konnte sich durch kontinuierliche Arbeit und bewusste Orientierung an Qualität von Jahr zu Jahr besser etablieren und ist heute ein integrativer, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der sommerlichen Kärntner Kulturlandschaft.

In den Jahren 1987 – 2008 veranstaltete das MUSIKFORUM an die 1000 Konzerte, Vorträge. Tanz- und Theateraufführungen mit etwa 120.000 Besuchern, 400 Kursen und Workshops mit über 5000 Teilnehmern aus fast allen europäischen Staaten, der USA, Australien, Japan, Korea und zahlreiche Ausstellungen bildender Künstler.

Auch der Kontakt zur slowenischen Musik- und Kunstszene ist dem MUSIKFORUM seit Beginn ein ernstes und wichtiges Anliegen und sowohl slowenische Musiker, Komponisten, Ensembles und bildende Künstler als auch zahlreiche Dozenten und Studenten fanden in den letzten Jahren in Viktring ein Podium künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten.

Klassische Konzerte, Jazz- und Theaterveranstaltungen und auch Ausstellungen bringen der Kärntner Bevölkerung und unseren ausländischen Urlaubsgästen neuere künstlerische Entwicklungen näher. Durch gemeinsames Musizieren bei Proben, Konzerten, Sessions, durch Erfahrungsaustausch bei Kunst- und Künstlergesprächen, Podiumsdiskussionen etc. wird das MUSIKFORUM zu einer wahrhaften Begegnungstätte und zum Podium für einen produktiven Erfahrungsaustausch der musisch interessierten Jugend Europas. Dies ist unser bescheidener Beitrag zu einem kleinen Schritt in Richtung Völkerverständigung und friedlicher Koexistenz.

Im Zuge der Integration Österreichs in die EU wendet sich das MUSIKFORUM in den letzten Jahren durch Kooperationen mit italienischen, deutschen, französischen Kulturinstitutionen verstärkt den EU-Mitgliedsländern zu.

Nachdem der eingeschlagene Weg der verstärkten Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik in das MUSIKFORUM sehr positiv aufgenommen wurde, versuchen wir auf diesem Weg konsequent weiterzuschreiten.
Zeitgenössische Komposition ist im verstärkten Maße Mittelpunkt unseres Festivals, so gab es im Jahr 2008 bei 20 Veranstaltungen 24 Uraufführungen, wohl einzigartig in Österreich.

Der im Jahr 1995 erfolgreich eingeführte KOMPOSITIONSPREIS der Stadt Klagenfurt brachte Gewinner aus allen Kontinenten nach Klagenfurt  und wird im 2012 wieder vergeben.  Von einer internationalen Jury werden jeweils drei gestaffelte Preise der Stadt Klagenfurt vergeben, welche von herausragenden Ensembles im Rahmen des Musikforum Ende Juli uraufgeführt werden. Durch die Anwesenheit zahlreicher Komponisten soll auch innerhalb der Seminare und Workshops intensive Auseinandersetzung unserer Studenten mit zeitgenössischer Musik gewährleistet sein.

IV. Bildergallerie Altes Musikforum

In den Jahren 1968 – 70 fand das MUSIKFORUN in Ossiach und 1972 und 1973 unter der künstlerischen Leitung von Friedrich Gulda in Viktring statt.

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